Wie du emotionale Verletzungen heilst – bevor du dich neu öffnest
Emotionale Verletzungen sind wie unsichtbare Narben: Sie liegen oft verborgen unter der Oberfläche, können aber unser Handeln, unsere Beziehungen und unser Selbstbild prägen.
Manche stammen aus der Kindheit, andere aus späteren Enttäuschungen oder Verlusten.
Verarbeiten bedeutet nicht, dass die Vergangenheit ungeschehen wird – sondern, dass wir lernen, mit ihr in Frieden zu leben und uns nicht länger von ihr steuern zu lassen.

Erkennen, dass die Verletzung da ist
Viele Menschen übergehen ihre inneren Verletzungen, weil sie „funktionieren“ müssen. Doch Gefühle, die wir verdrängen, verschwinden nicht – sie suchen sich andere Wege: über Stimmungsschwankungen, körperliche Symptome oder Konflikte in Beziehungen.
Achte darauf, ob du manchmal überreagierst – also stärker reagierst, als es die aktuelle Situation erfordert.
Beispiel: Jemand sagt etwas Unbedachtes, und du fühlst dich tief verletzt oder abgelehnt, als wäre es eine persönliche Attacke.
Das ist oft ein Zeichen dafür, dass in dir ein älteres Gefühl angetriggert wurde, das eigentlich aus einer früheren Zeit stammt.
- Achte auf wiederkehrende Reaktionen bzw. Muster: Fühlst du dich schnell abgelehnt, unzulänglich oder überfordert?
- Nimm deine körperlichen Signale ernst – Anspannung, Müdigkeit oder Druck im Brustbereich können Botschaften deiner Seele sein.
Heilung beginnt mit Ehrlichkeit zu dir selbst.
Den Ursprung verstehen
Hinter einer aktuellen Kränkung steckt häufig eine alte Erinnerung. Vielleicht reagierst du wie ein inneres Kind, das damals keine Möglichkeit hatte, sich zu wehren oder klar zu sagen, was es fühlte.
Das kann so aussehen:
- Du wirst übermäßig traurig, obwohl es „nur“ eine beiläufige Bemerkung war.
- Du spürst plötzliche Wut oder Rückzug, obwohl der Konflikt klein ist.
- Dein Körper spannt sich an, als wärst du in Gefahr – obwohl objektiv nichts Bedrohliches passiert.
Frage dich in solchen Momenten:
- Wann habe ich dieses Gefühl zum ersten Mal erlebt?
- Wie alt war ich damals – und was hätte ich gebraucht?
- Welche Worte oder Blicke haben diese alte Reaktion geprägt?
Dieses Bewusstsein ist der erste Schritt, um dich nicht mehr automatisch in alte Gefühlsmuster hineinziehen zu lassen.
Gefühle zulassen – statt wegdrücken
Tränen, Wut, Enttäuschung oder Scham sind Signale deines Inneren. Sie zeigen dir, dass etwas in dir berührt oder aus dem Gleichgewicht geraten ist. Nimm sie als Wegweiser, nicht als Störfaktor.
So kannst du vorgehen:
- Setz dich an einen ruhigen Ort und atme tief ein.
- Bringe dich mental wieder in dieses Gefühl.
- Erlaube dem Gefühl, da zu sein, ohne es zu bekämpfen.
- Fühle es in all seinen Facetten, wie ein neugieriges kleines Kind.
- Schreib auf, was in dir vorgeht – als würdest du einem guten Freund davon erzählen.
Gefühle sind Schwingung – positive wie negative. Wenn sie im Moment ihres Entstehens Raum bekommen, können sie sich bewegen und wandeln.
Werden sie jedoch unterdrückt oder verdrängt, kann sich ihre Energie festsetzen. Solche eingeschlossenen Emotionen wirken oft noch Jahre später in dir weiter und können dein Wohlbefinden, deine Reaktionen und sogar deine körperliche Gesundheit beeinflussen.
Manchmal schützt uns das Unterbewusstsein, indem es überwältigende Gefühle oder traumatische Erlebnisse abkapselt, bis wir bereit sind, uns ihnen zu stellen. In solchen Fällen ist es oft hilfreich, diese Themen behutsam und stückweise aufzuarbeiten – am besten mit Unterstützung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine erfahrene Therapeutin bzw. einen erfahrenen Therapeuten.


Dem verletzten Anteil begegnen
Manche emotionale Reaktionen haben ihre Wurzeln in einem früheren Lebensabschnitt – zum Beispiel in der Kindheit. In solchen Fällen kann es sich anfühlen, als sei ein Teil von dir in dem Moment „stehen geblieben“, als die Verletzung geschah. Dieser Anteil wartet vielleicht bis heute darauf, gesehen, gehört und getröstet zu werden. Man spricht dann vom inneren Kind.
Man kann seinem inneren Kind auch im hier und jetzt Trost spenden:
- Stell dir vor, wie du als Kind vor dir stehst.
- Sag ihm: „Ich bin jetzt hier. Du bist sicher.“
- Gib dir innerlich das Mitgefühl, das dir damals gefehlt hat.
Nicht jede Verletzung hat ihren Ursprung im inneren Kind. Manchmal betreffen sie auch jüngere oder ganz aktuelle Versionen deiner selbst. Wichtig ist, den Teil in dir zu finden, der gerade Unterstützung braucht – egal, aus welcher Zeit er stammt.
Grenzen setzen & neue Erfahrungen sammeln
Verarbeiten bedeutet nicht, alles zu vergessen oder wieder in dieselben Situationen zu gehen. Es heißt, dich selbst zu schützen, deine eigenen Werte ernst zu nehmen und bewusst zu wählen, wem du dich anvertrauen möchtest.
Grenzen sind keine Mauern, die dich von der Welt trennen, sondern Türen, die du gezielt öffnen oder schließen kannst. Sie geben dir die Freiheit zu entscheiden, wie nah jemand dir kommen darf – emotional, körperlich oder zeitlich.
Praktische Schritte:
- Übe, klar zu kommunizieren: Ein einfaches „Das passt für mich nicht“ ist oft wirkungsvoller als lange Erklärungen.
- Lerne, Nein zu sagen, ohne Schuldgefühle: Dein Wohlbefinden ist ein legitimer Grund.
- Achte auf Resonanz: Umgib dich mit Menschen, die dich respektvoll behandeln, auch wenn du anderer Meinung bist.
- Erlaube dir Distanz: Manchmal ist es heilsamer, einen Kontakt zu lockern oder zu beenden, als immer wieder verletzt zu werden.
- Sammle neue Erfahrungen: Suche gezielt Begegnungen, in denen Vertrauen, Sicherheit und gegenseitige Wertschätzung spürbar sind. So kann dein Nervensystem lernen, dass Nähe nicht immer Gefahr bedeutet.

Rituale für innere Verarbeitung
- Brief schreiben: An dich selbst, dein inneres Kind oder an die Person, die dich verletzt hat – ohne ihn abschicken zu müssen.
- Herz-Atem-Übung: Hand aufs Herz legen, bewusst Liebe und Ruhe einatmen.
- Naturzeiten: Die Natur erinnert daran, dass Veränderung Zeit braucht – und trotzdem geschieht.

„Briefe an mein inneres Kind“
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Lass uns gemeinsam beginnen.